Faszination China
Im Verlauf der Zhou 周-Dynastie formierte sich die chinesische Grundlegung des Geistes, des Staatswesen und der Religiosität. Die ersten großen Philosophen und Historiker der chinesischen Geschichte sind jener Zeit zuzurechnen und die ersten großen literarischen Werke entstanden. Diese literarischen Werke sind prägend für die chinesische Kultur und werden im allgemeinen als die „5 Klassiker“ (无尽) bezeichnet: shujing (书经; Buch der Dokumente), shijing (诗经; Buch der Lieder), chunqiu (春秋; Frühlings- und Herbstannalen), yijing (易经; Buch der Wandlungen) und liji (礼记 Aufzeichnungen der Riten).
Die
Bezeichnung „Zhou“
verweist auf einen Stamm, dessen Lebensmittelpunkt sich auf die Landwirtschaft bezog. In diesem Aspekt spiegelt sich der Beginn der
Sesshaftigkeit wider, woraufhin mit der Zeit Paläste, Tempel, eine Verwaltung und weitere, für eine sesshafte Bevölkerung charakteristische, Merkmale entstanden. Unter der Herrschaft von „König“ Wen 文, dem Vater von König Wu 武(Begründer der Zhou-Dynastie) zeigte sich erstmals eine zivilisatorische Stärke in der Gesellschaft, indem viele andere Stämme Anerkennung fanden.
Die Zhou-Dynastie wird unterteilt in eine
Westliche Zhou-Dynastie, mit der Hauptstadt im heutigen Xi’an 西安, und eine
Östliche Zhou-Dynastie, mit ihrer Hauptstadt im heutigen Luoyang 洛阳市. Die Östliche Zhou-Dynastie (770-256 v. Chr.) ist zusätzlich in die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (chunqiu shidai
春秋时代)
und in die Zeit der Streitenden Reiche (zhanguo shidai
战国时代)
untergliedert. Die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen wurde insbesondere bestimmt durch die stärksten Staaten Qi, Qin, Jin, Chu und Song, Wu und Yue. Die wichtigsten Staaten in der Zeit der Streitenden Reiche waren Qin, Han, Wei, Zhao, Yan, Qi und Chu. Als Sieger unter den sich bekämpfenden Staaten ging der
Staat Qin
秦 hervor, der daraufhin die erste "offizielle" Dynastie Chinas begründete. Auf diesen Staat zurückzuführen ist bis heute der Name “China”.
Das
Politisches System
der Zhou-Dynastie zeichnete sich im Allgemeinen durch seine Unterteilung in drei Regionen aus, welche durch Gouverneure verwaltet wurden. Diese dienten der Kontrollierung der einzelnen Fürstentümer, welche als
Vasallenstaaten fungierten.
Großwürdenträger (daifu 大夫) wurden eingesetzt um die (Staats-)Opfer, die Verwaltung und das Militär zu organisieren. Zu jener Zeit entstand weiterhin die Theorie des
Himmelsmandates (tianming 天命).
Im Jahr 770 v. Chr. wurde die
Hauptstadt der Dynastie vom heutigen Xi’an östlich ins heutige Luoyang verlegt. Grund hierfür war, dass dem
Druck der Fremdstämme nicht länger stand gehalten werden konnte. Das Königshaus verlor daraufhin an Ansehen und Stärke, woraufhin sich die Vasallen in ihren Unabhängigkeitsbestrebung bestärkt sahen. Eine zusätzliche Folge war, dass das Ritensystem an Wirkung einbüßte.
Zu jener Zeit wurde zudem von
Konfuzius
(551-479; Kong Zi 孔子) die
„Richtigstellung der Namen“ (zhengming 正名) gefordert. Laut ihm hatte ein Untertan Untertan zu sein, und sollte sich dementsprechend verhalten. Weitere Philosophen, welche während der Zeit der Zhou-Dynastie lebten, waren unter anderem
Laozi
老子 (6. Jh. v. Chr.),
Mengzi 孟子(390-305) und
Zhuangzi 庄子(379-286). Außerdem geht aus dieser Zeit der erste namhafte chinesische
Dichter, Qu Yuan 屈原 (340-278) hervor.
In Bezug auf die
„Künste“
der Westliche Zhou sind bis heute vielfältige archäologische Funde erhalten geblieben. Auffallend ist, dass die Bronzegefäße immer
aufwendigere Muster, insbesondere in Form von Tiermustern enthielten. Funde jener Zeit spiegeln eine
Vertiefung des religiösen, kultischen Verstehens wider. Den Riten, der Zeremonialmusik und dem Tanz schien größere Aufmerksamkeit geschenkt zu werden, weshalb von in Bezug auf die damalige Gesellschaft von einer gestärkt
patriarchalischen Gesellschaft ausgeht. Die Kommunikation mit dem
Himmel und den
Ahnen durch Schamanen wurde sehr wichtig. Daher diente die Hofmusik nicht nur der Unterhaltung, sondern preiste zusätzlich die früheren Könige, bzw. die Urkaiser. Insofern steht die Zhou-Dynastie für den ersten
Höhepunkt der chinesischen Zivilisation und Kultur.
In Bezug auf die Naturwissenschaften entstanden während der Zhou-Dynastie sowohl der genaueste Kalender der Welt, als auch die erste Aufzeichnung der Kometenbewegungen, die Ursprünge der Medizin und Arzneikunde.