Ursprung
Die Geschichte der Bildung in China begann mit der Geburt der chinesischen Zivilisation. Adlige errichteten oft Bildungseinrichtungen für ihre Kinder. Bildung wurde außerdem als Symbol der Macht gesehen. Die Tang-Herrscher förderten die Verschmelzung von mittlerem Grundbesitz, Bildung und Amt die den chinesischen Kaiserstaat bis zum Ende charakterisierten. Nach der Reichseinigung durch die Tang-Dynastie wurde die Aristokratie
in China schrittweise, wenn auch nicht vollständig, machtpolitisch durch die Beamtenschaft
verdrängt. Kaiser Gaozu bediente sich administrativer Maßnahmen zur Sicherung seines Herrschaftsgebietes. Damit veränderte sich auch die Stellung des Herrschers, der zunehmend durch die Beamtenschaft kontrolliert wurde. Die Bedeutung des Kaiserhofes und damit auch die Rolle der Hauptstadt veränderten sich ebenfalls, die Eliten orientierten sich neu.
Funktionen der Beamtenprüfungen der Tang-Zeit
Die Etablierung der kaiserlichen Beamtenprüfungen war somit maßgeblich am Übergang von einer aristokratischen zu einer meritokratischen Regierung
beteiligt. Dies führte weiterhin zum Wechsel der Staatsdevise von „Das Reich gehört einer Familie“ (tianxia wei jia) hin zu „Das Reich gehört allen“
(tianxia weigong). Die Gleichheit aller Menschen stand im Vordergrund. Es entstand die Grundlage für eine professionelle Verwaltung und Bürokratie. Amt und Rang wurden zum öffentlichen Instrument (gong qi) und die neue Elite wurde zusammengesetzt aus verschiedenen Ethnien. Es entstand eine neue Funktionärsschicht. Bildung wurde zum bevorzugten Schlüssel zur Teilhabe an Regierung und Verwaltung. Die Hauptstadt wurde dabei erstrebtes Ziel der Literatenbeamten. Unter Kaiserin Wu wurden Vertreter der Aristokratie erstmals aus den wichtigen Positionen der Reichsverwaltung verdrängt. Besetzt wurden die wichtigsten innenpolitischen Regierungspositionen nun durch eine legitimierte und bildungscharismatische
Beamtenschaft. Beamte in Behörden der Hauptstadt und Provinzen zu werden gelang jedoch nur wenigen Tausend der Beamtenanwärter. Beamtenanwärter, welche nicht bis zu den Endprüfungen im Kaiserpalast gelangten, erhielten Posten in der örtlichen Verwaltung. Es kam zu einer verstärkten Konvergenz zwischen Bürokratie und Literatur.
Bildungsinstitution der Tang
Die Einrichtung von besonderen Bildungsinstitutionen war von entscheidender Bedeutung für das Selbstverständnis der Literaten. 621 n. Chr. wurde das „Kolleg für die Pflege der Literatur“ (hongwen dian) und 725 das „Kolleg der versammelten Weisen“ (jixian yuan) eingerichtet. Am prestigeträchtigsten war jedoch die 738 gegründete Hanlin-Akademie in der Hauptstadt. Die Institutionalisierung von Wissenschaft führte zur Bindung von intellektuellen und exegetischen Aktivitäten an den neuen Kaiserstaat. Orientiert wurde sich an den frühen chinesischen Klassikern
und der Kultivierung moralischer Maßstäbe nach Konfuzius. Prüfungslektüre war insbesondere das kommentierte Standartwerk der Klassiker Yan Shigu/ Kong Yingda.
Besondere Bedeutung erlangten zur Zeit der Tang-Dynastie die Beamtengelehrten
Han Yu, Liu Zongyuan, Liu Yuxi, Li Ao und Bai Juyi. Diese prägten das politische und geistige Leben der mittleren Tang-Zeit besonders nachhaltig.
Status der Beamtengelehrten im Staat
Beamte repräsentierten den Kaiser im Staat und waren für die Bewahrung des Status quo
zuständig. Provinzbeamte repräsentierten den Kaiser in der Hauptstadt. Sie mussten handeln, wenn die Ordnung gestört wurde. Hofbeamte zeichneten dem Kaiser ein ungeschminktes Bild der Verhältnisse im Land und machten diesen auf Fehlentscheidungen aufmerksam. Durch Kenntnisse des Mandarin
waren die Beamten untereinander miteinander verbunden, da das gemeine Volk zum größten Teil analphabetisch war bzw. lediglich regionale und lokale Dialekte beherrschte. Die Beamtenschicht war außerdem auf die Gentry-Mittelschicht angewiesen, welche aus Kaufleuten, Händlern und Grundbesitzern mit guter Bildung bestand. Diese hatte einen besseren Zugang zu den unteren Schichten der Bevölkerung.